Bertin, Joanne - Der letzte Drachenlord by Joanne Bertin

Bertin, Joanne - Der letzte Drachenlord by Joanne Bertin

Autor:Joanne Bertin
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-09-25T22:00:00+00:00


34. KAPITEL

Gevianna horchte an der Tür zu Ranns Schlafgemach. Es hatte ewig gedauert, bis der Junge eingeschlafen war. Die Aufregung wegen Maurynna Erdons Augenverletzung und seine unbändige Freude über das scharlachrote Kaltfeuer hatten den Jungen länger als gewöhnlich wach gehalten.

Doch nun war es still in Ranns Schlafgemach. Leise öffnete sie die Tür. Noch immer kein Geräusch.

Gut. Jetzt werden wir sehen, ob meine Idee funktioniert. Sie ging in den Raum.

Der Junge lag ausgestreckt auf dem Bett und schnarchte leise. Lächelnd legte sie die Decke, die er im Schlaf beiseite geschoben hatte, wieder über ihn. Der Junge war ein niedlicher kleiner Kerl. Würden die Dinge doch bloß anders liegen …

Aber sie war nicht hier, um den jungen Prinzen zu betrachten. Was sie wollte, schwebte einen halben Meter über dem Fußende des Betts und erhellte den Raum mit einem schwachen scharlachroten Glühen.

Sie öffnete die Bänder, an denen der kleine Nähkorb an ihrem Gürtel hing. Sie hob den Deckel und schlich auf das Kaltfeuer zu, als wollte sie einen furchtsamen Hasen einfangen. Aber das Kaltfeuer wich nicht zurück. Behutsam streckte sie den Arm aus …

Einen Moment später hatte sie es. Wenn sie den Korb dicht vor die Augen hielt, konnte sie durch die engmaschige Flechtarbeit das rötliche Glühen erkennen. Doch davon abgesehen sah das Behältnis wie der gewöhnliche runde Korb aus, den so viele Frauen am Hofe benutzten, um darin Nadel und Faden zu verstauen. Sie verschnürte die Bänder wieder am Gürtel. Sie würde sich beeilen müssen. Herzogin Alinya hatte sie angewiesen, Rann nicht unbeaufsichtigt zu lassen.

Mal sehen, ob sich die Baronesse damit besänftigen läßt, dachte sie, als sie Ranns Schlafgemach verließ und sich auf den Weg zu Prinz Peridaens Stadtresidenz machte. Beklommen biß sie sich auf die Lippe, als ihr einfiel, welche Schimpftirade sie über sich hatte ergehen lassen müssen, weil sie nicht am Picknick teilgenommen hatte.

Je weiter sie sich von Rann entfernte, desto nervöser wurde sie. Falls jemand herausfand, daß sie unerlaubt verschwunden war … Hoffentlich muß ich nicht ewig nach Prinz Peridaens Großhofmeister suchen.

Sie bog um eine Hecke und sah einen von Peridaens Dienern, dem sie – so war ihr aufgetragen worden – vertrauen konnte. Sie rief: »Ormery, tu mir bitte einen Gefallen.«

Ormery war sofort hellwach. Er hatte sich sofort an den verabredeten Satz erinnert. Ohne lange Erklärungen gab Gevianna ihm den Korb. »Bring ihn Prinz Peridaens Großhofmeister. Ich muß zurück.«

Nach diesem Botengang rannte Gevianna zu den Gemächern des jungen Prinzen zurück.

»Rann?« rief sie leise durch die angelehnte Tür. Keine Antwort. Dankbar sandte sie den Göttern ein Stoßgebet und machte es sich anschließend in einem Sessel bequem. Niemand hatte ihre Abwesenheit bemerkt.

»Gewy? Wo ist mein Kaltfeuer?«

Die schläfrige Frage führte Gevianna am nächsten Morgen in Ranns Schlafgemach. »Ist es weg? Ich schätze, es ist in der Nacht ausgebrannt, Eure Hoheit. Aber kommt, Rann, es ist Zeit für Euren Trank.«



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